Der Duft der weiten (und nahen) Welt

Wir sind, gepflegt, parfümiert, gepudert, eingecremt, rundum sauber, hygienisch, porentief rein. Und leben in entsprechenden Wohnungen und Umgebungen, geschrubbt, gepflegt, geputzt. Der Mensch ist ein rundum sauberes, fast schon steriles Wesen. Zugegeben, es gibt Ausnahmen. Aber diese haben es schwer: Wer stinkt wie ein Skunk, wird gemieden.

 

Und doch – so richtig klappen will es mit dem Kampf gegen das ruchbar Böse nicht. Heute hat mir beim Einsteigen in den Zug einmal mehr etwas in die Nase gestochen. Aus der Toilette eines Waggons waberte, wie schon so oft zuvor, ein bestialischer Gestank nach Fäkalien auf das Perron. Die Gesichtsmaske, die ich pflichtgemäss trug, brachte keine Linderung. Nun, dazu ist sie ja auch nicht gemacht. Sie muss Viren abhalten, die mit Sicherheit noch kleiner sind als diese deftig riechenden Moleküle. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

 

Mich beschäftigte in diesem Moment eine andere Frage. Warum bloss sind all die Konstrukteure, Ingenieure, Technologen, Techniker und Materialspezialisten, die wahre Wunder vollbringen, Satelliten auf die Erdumlaufbahn und Sonden in die Weiten des Alls spicken, Hightech-Autos bauen und leistungsfähige Roboter zum Leben erwecken, immer noch nicht in der Lage, eine einfache Zugtoilette so abzudichten, dass man sich nicht jedes Mal in den Dünsten der Hölle wähnt, wenn man auf dem Perron zufällig an der falschen Stelle steht?

 

Auf diese Frage fand ich keine Antwort. Vermutlich ist es aber einfach so: Wo Leben ist, kann es schon mal heftig stinken. Oder, auf den Punkt gebracht: Wo Mensch ist, wird geschissen. Dagegen hilft auch keine Technologie.